"Willkommen im Leben"

- diese Worte habe ich schon des öfteren über ein Newborn-Bild geschrieben.

Dass ich irgendwann einmal Babys fotografieren würde - ja sogar überhaupt einmal fotografieren würde - das hätte ich so niemals gedacht. Im Gegenteil. Ich sah mich eigentlich eher im Arztkittel Haustiere behandeln oder mit verschmutzten Gummistiefeln eine tragende Kuh untersuchen. Der Tierarztberuf schien perfekt für mich. Kein Job am PC, immer in Bewegung und den ganzen Tag mit dankbaren Fellnasen verbringen... Ich habe neulich ein Zitat gelesen, dass sinngemäß lautete "Suche dir den richtigen Beruf aus und du musst nie wieder in deinem Leben arbeiten." Soweit also die Theorie. So herrlich einfach.

Nun sitze ich vor meinem Laptop, Herzkind 2 liegt schlafend auf meinem Bauch und nebenbei versuche ich einen Blogeintrag zu schreiben. Ich muss zugeben, ich selbst habe noch nie einen gelesen und schmunzle regelrecht wenn ich im TV eine Titelunterschrift wie "Jaqueline, 24 Jahre, Bloggerin" lese. Wenn du bis hier hin gelesen hast, muss ich mich schon mal bedanken. Ich bin nämlich absolut keine Schreiberin. Vielleicht interessiert dich auch einfach nur wie es weiter geht mit meiner Geschichte?!

Also aus einem Veterinärstudium ist irgendwie nichts geworden. Das Leben kam dazwischen. Es lief auf eine solide, kreative Berufsausbildung hinaus mit anschließendem noch soliderem BWL-Studium. Der Klassiker also. Mein Interesse an so vielen verschiedenen Themen wurde mir schon öfter zum Verhängnis. Es macht sogar ein bisschen verrückt. Am liebsten möchte ich jeden Tag etwas Neues ausprobieren, die ganze Welt bereisen und: retten. Der Tag sollte 80 Stunden haben. Mindestens.
Es gibt ja noch so unendlich viele Dinge, die es zu erleben gibt. Und dann soll man 40 Stunden die Woche in einem Büro sitzen... vorbei die Grenzenlosigkeit und Kreativität. Und überhaupt - das kann es doch nicht gewesen sein. Oder doch?

Zum Glück hat der liebe Gott die Elternzeit erfunden. Schon bei meiner ersten Tochter hat mir diese eine wohltuende Auszeit gebracht. Naja so wirklich wohltuend im engeren Sinne war sie nicht. Eher sehr "produktiv". Und das gefiel mir sehr. Ich habe in dieser Zeit mein Studium zu Ende gebracht und Cupcakes gebacken wie eine Wahnsinnige. Ich liebe diese kleinen Kuchen mit hübscher Verzierung einfach!
Wenn ich heute noch etwas Zeit finde zwischen meinem normalen Job (welchen ich dank meines Arbeitgebers in der Elternzeit von zuhause aus ausüben darf --> das ist wirklich Luxus und sollten viel mehr Arbeitgeber ermöglichen!), der Bewerkstelligung der Bügelwäsche und dem Managen des alltäglichen Familientrubels - ja- dann backe ich auch noch. Es ist aber eher eine Seltenheit geworden.

Nun gilt meine Leidenschaft dem Fotografieren. Mit Kind Nummer Zwei fing ich an, mein Hobby etwas zu überdenken. Ich hatte schon so ewig lange darüber nachgedacht, wie eigentlich schöne Fotos entstehen und warum nur mir das nicht gelingen will. In meinem Wohnzimmer blieb bestimmt ein halbes Jahr lang nach dem Einzug eine große Wand völlig kahl, weil ich (auf Teufel komm raus) kein passend-farbiges Bild in geeigneter Größe fand. Mittlerweile hängt dort nicht gerade mein Traummotiv, aber eine farblich-stimmige Leinwand, passend zum Rest der Einrichtung. Damit bin ich zufrieden.
Aber ich wollte meine Kinder nicht nur mit dem Handy fotografieren... Ich wollte richtig schöne Bilder machen. So, wie sie auch in einer Zeitschrift abgedruckt sein könnten. Oder so, dass man sie auf Leinwand ziehen und aufhängen könnte. Diese Herausforderung wollte ich unbedingt annehmen und nun bin ich mittendrin!

Gefühlt habe ich mir schon 1 Mio. Youtube Videos angeschaut, 1 tsd. Fachzeitschriften durchforstet und etliche schlaflose Nächte hinter mich gebracht. Je mehr ich mich in das Thema Fotografie hineinarbeite, umso mehr Fragen tun sich auf. Aber gleichzeitig bin ich voller Euphorie und Motivation weil ich das erste Mal in meinem Leben denke: "Willkommen im Leben. Deinem eigenen Leben."
Das Gefühl, angekommen zu sein und nicht länger nach etwas suchen zu müssen, was ich vorher nicht gefunden habe. Klar, die Gummistiefel und die Kuh wären auch klasse gewesen. Aber manchmal ergeben sich Dinge auch anders. Und das bedeutet nicht, dass sie weniger gut sein müssen.

Mein Ziel habe ich noch lange nicht erreicht, aber ich werde die Ärmel hochkrempeln. Und vielleicht gelingt mir dann auch irgendwann die Rettung der Welt. Oder zumindest die Möglichkeit, meinen Kindern etwas mit auf ihren Weg geben zu können. Später.
Niemals hätte ich gedacht, einen "Blogeintrag" zu schreiben. Nun steht er. Wenn du ihn komplett gelesen hast, finde ich das großartig.

Willkommen : )

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo liebe Alex,
    vorab möchte ich sagen… so viel Liebe, Leidenschaft und Freude die du in deine Fotos steckt ist der Wahnsinn. Natürlicj habe ich deinen 1. Blog bis zum Schluss gelesen 😉 Gefühlvoll und amüsant. Ich hätte noch viel mehr lesen können 😀 Ich freue mich jetzt schon sehr, auf die Fortsetzung und deinen abenteuerlichen Geschichten „aus dem Leben“

    Viele Grüße

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  • Ich kann mich dem Kommentar vor mir nur vollständig anschließen und freue mich sehr auf viele weitere erfrischend natürliche und sympathische Pics und Storys mitten „aus dem Leben“!

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